Um das Verhalten eines Menschen wirklich zu verstehen, braucht es ein Psychologiestudium. Das waren meine Gedanken als junger Mensch. Heute weiß ich: Die wertvollsten Erkenntnisse kommen aus einer ganz anderen Quelle.
Faszination Mensch
Menschen haben mich schon immer interessiert, ihr Verhalten und wie sie innerlich ticken. Aber vor allem habe ich mich schon als kleines Kind gewundert, warum die Erwachsenen bestimmte Sachen sagen und dann aber komplett anders handeln. Dieser Widerspruch zwischen den Worten und dem Verhalten hat mich als junger Mensch so beschäftigt, dass ich jede Menge Bücher zu diesem Thema gelesen habe und eine Zeit lang unbedingt Psychologie studieren wollte. Ich war davon überzeugt, ein Psychologiestudium würde mir die Schlüssel zum Verständnis menschlichen Verhaltens geben. Doch das Leben hat mich in eine ganz andere Richtung geschickt und mir so viel tiefes Wissen vermittelt, was ein Psychologiestudium niemals geschafft hätte.
Die stille Beobachterin
Ich war ein sehr schüchternes Kind, sehr in mich selbst zurückgezogen, und dennoch war ich genauso neugierig wie jedes andere Kind. Doch meine Art, die Welt zu erkunden, war hauptsächlich die eines stillen Beobachters und Zuhörers. Wie ein Schwamm habe ich alles aufgesaugt und versucht, die seltsame Welt der Erwachsenen zu verstehen. Damals ahnte ich nicht, dass diese „Beobachterrolle“ einmal zu einer meiner größten Stärke werden würde. Mittlerweile weiß ich auch, dass man diese Veranlagung auch in meiner astrologischen Geburtschart erkennen kann: Mein Tierkreiszeichen ist die analytische Jungfrau im 12. Haus der Geheimnisse und des Unterbewusstseins.
Krisen als Meisterlehre
Schon von klein auf war sehr viel Bewegung und Unruhe in meinem Leben. Wir sind so oft umgezogen, dass ich u.a. drei verschiedene Grundschulen besucht habe. Das hat mich genauso geprägt wie noch viele andere zum Teil sehr heftige Erfahrungen, die später dazu kamen. So schmerzhaft und angsteinflößend diese Erlebnisse auch waren, haben sie mich natürlich enorm wachsen lassen.
Gerade durch eigene herausfordernde Situationen kommt man sich selbst – dem eigenen Wesenskern – extrem nahe. Und das macht den großen Unterschied. Je mehr Selbstkenntnis ich durch meine Erfahrungen entwickelte und je tiefer das Verständnis für mich selbst wurde, desto mehr konnte ich hinter die Maske der anderen schauen und desto klarer wurde mein Blick für sie. Nicht weil ich Psychologie studiert hatte, sondern weil ich meine eigenen Masken so gut kannte.
Der Blick über den Tellerrand
Meine ganzen Reisen und Auslandsaufenthalte haben mich in Kontakt gebracht mit vielen Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen und allen Altersgruppen. Das hat meinen Horizont enorm erweitert. Verschiedene Sitten und Gebräuche, ganz andere soziale Werte und Verhaltensweisen und nicht zuletzt andere Sprachen. Umstellung und Anpassung waren die Zauberworte und dennoch gab es auch immer mal wieder Missverständnisse und daraus resultierende Konflikte. Auch das waren sehr wertvolle Erfahrungen, die meine Menschenkenntnis vertieft haben.
Diese Art Lebenserfahrung ist definitiv ein wichtiger Aspekt, wenn es darum geht, andere Menschen zu verstehen und eine echte Verbindung zu ihnen aufzubauen. Das lässt sich nicht aus einem Lehrbuch erlernen.
Der rastlose Forschergeist
Später habe ich mich mit verschiedenen Persönlichkeitsmodellen aus der Metaphysik beschäftigt, wie z.B. mit dem Enneagramm, den fünf Typen aus der Chinesischen Elemente-Lehre, den Archetypen der Tierkreiszeichen, etc. Diese Lehren waren nicht nur faszinierend, sondern sie haben mir noch mal eine ganz andere Perspektive und ein neues Verständnis über das menschliche Verhalten vermittelt. In meiner Kinesiologieausbildung habe ich auch mal einen Vortrag zum Gesichtslesen gehalten, was ebenfalls eine spannende und gute Methode ist, um ein wenig mehr über das Leben eines Menschen zu erfahren.
Ein absoluter Augenöffner war jedoch das Human Design System für mich. In keinem anderen Persönlichkeitsmodell habe ich mich und meine Familie so verblüffend präzise wiedererkennen können wie mit diesem System. Es hat mir so viele Erkenntnisse zum menschlichen Verhalten geliefert und den tieferen Sinn und Kontext der Lebenserfahrungen erklären können, dass es mich bis zum heutigen Tag im Bann hält. Ich habe es zunächst bei Familie und Freunden angewandt und getestet, doch mittlerweile ist es eines meiner wertvollsten Werkzeuge in der Coaching Arbeit.
Der Körper als Kompass
Ein weiterer wichtiger Entwicklungsschritt begann mit meiner Kinesiologie-Ausbildung. Eigentlich hatte ich nur einen Wochenend-Kurs aus Neugier gebucht. Doch ich war so geflasht von den tiefgreifenden Ergebnissen der Übungen, dass aus dem einen Kurs eine dreijährige Ausbildung zur Begleitenden Kinesiologin wurde. Dort habe ich gelernt, wirklich auf meinen Körper zu hören. Die kinesiologischen Techniken und der Muskeltest haben mir immer wieder gezeigt, welch eine tiefe innere Weisheit wir alle in uns tragen. Die Epigenetik klärt uns ja schon lange darüber auf, dass wir auch das Wissen unserer Vorfahren in uns tragen. Doch für mich brauchte es den wiederholten praktischen Beweis des Muskeltests und anderer energetischer Werkzeuge, bis ich meine innere Körperweisheit tatsächlich als meinen zuverlässigsten Ratgeber annahm anstelle des Verstandes.
Unser Körper empfängt u.a. die Energien unserer Mitmenschen und teilt sie uns mit. Das kann dazu führen, dass wir die Emotionen von anderen übernehmen, obwohl sie gar nichts mit uns zu tun haben. Wir spüren den anderen und wenn wir ein Bewusstsein für die Sprache unseres Körpers haben und sie richtig deuten können, wissen wir auch, was im Inneren des Gegenübers vor sich geht.
Die Kinesiologie hat mir gezeigt, dass unsere Körperintelligenz ein großes Geschenk unserer Evolution ist, – wir müssen nur wieder lernen, ihr zu vertrauen.
Die Kraft der Intuition
Es war eigentlich schon immer so – oder zumindest ist es mir als Teenager zum ersten Mal bewusst geworden -, dass ich intuitiv erfasse, was in meinem Gegenüber vor sich geht. Ich sehe sehr schnell das Thema hinter dem Thema und spüre, wo der wunde Punkt sitzt, ohne das viele Worte gewechselt werden.
Und obwohl ich mich auf meine Intuition verlassen habe, wenn es um das menschliche Miteinander ging, hat das Human Design System auch meinen Verstand endlich davon überzeugen können, dass dieses innere Wissen genetisch in mir angelegt ist.
Diese inneren Eingebungen, die uns manchmal so unerklärlich erscheinen, sind für mich viel verlässlicher als irgendwelche Erklärungen aus theoretischen Konzepten. Beweise dafür habe ich schon oft genug erhalten in meinem Leben. Die eindringlichsten waren allerdings die Situationen, in denen ich meine innere Stimme bewusst ignoriert habe. Einfach, weil es bequemer war. Genau dann war das Resultat immer, dass ich letztendlich sehr heftig auf die Nase gefallen bin.
Ein Weg, der mehr brauchte als Theorie
Heute bin ich mir sicher: Für echte Menschenkenntnis braucht es kein Psychologiestudium. Die wahre Quelle, um andere Menschen wirklich auf einer tiefen Ebene zu verstehen, ist eine Synthese von Lebenserfahrung, Selbstkenntnis, Körperweisheit und Intuition. Und es braucht die Fähigkeit, mit dem Herzen gleichzeitig nach innen und außen zu schauen.
Diese 180 Grad Wende in meinem Denken war alles andere als ein plötzlicher Bewusstseinssprung. Es war ein längerer, über mehrere Jahre laufender Prozess.
Ich bin sehr dankbar für diesen kurvenreichen Weg. Er passt zu mir und hat mir so viele wertvolle Erkenntnisse geschenkt, was ein Psychologiestudium nie geschafft hätte. Und manchmal muss man den längeren Weg gehen, um wirklich anzukommen.
Letztendlich hat mich mein Weg genau dahin geführt, wo ein Studium der Psychologie mich auch hingeführt hätte (obwohl das ja gar nicht die ursprüngliche Motivation war): Die Arbeit mit Menschen. Oder wie ich es lieber nenne: Co-Creation mit Menschen, die sich echtes Leben wünschen. Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen.